Weit verbreitete Mythen beim Thema Körperhaltung

Diese Mythen beim Thema Körperhaltung begegnen einem ständig. Aber stimmen sie auch?

Mann und Frau beim Training
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Es gibt Mythen beim Thema Körperhaltung, die so oft verbreitet wurden, dass wir sie kaum noch aus unseren Köpfen bekommen. Selbst in der Ausbildung zum Personal Trainer werden diese Mythen weitergegeben. Erst durch die Erfahrung mit Klienten und durch intensives Auseinandersetzen mit der Thematik weiß ich, dass ein Großteil dieser Mantren totaler Quatsch ist. 

Wie oft hast du zum Beispiel schon gehört, es sei schlecht für den Körper, in einer gekrümmten Haltung zu sitzen? Wie häufig hast du darüber gelesen, dass die Bauchmuskulatur unbedingt trainiert werden soll, um die Körperhaltung zu verbessern?

In diesem Artikel werde ich dir die häufigsten Mythen beim Thema Körperhaltung zeigen. Danach fällt es dir leicht, falsche von richtigen Informationen zu unterscheiden. Außerdem fällt es dir leichter, an deiner Körperhaltung zu arbeiten, wenn du weißt, worauf du dich bei deiner Arbeit wirklich konzentrieren musst.

Mythos 1- Eine gekrümmte Sitzhaltung ist schlecht für die Körperhaltung

Wie oft hast du das schon gehört? Wenn du nur gerade sitzt, kann sich deine Körperhaltung nicht verschlechtern. Deine Rückenschmerzen werden der Vergangenheit angehören und du wirst nie wieder Verspannungen erleiden. 

Richtig müsste es heißen; eine einseitige Sitzposition ist schlecht für die Haltung und deinen Rücken. Denn es ist das lange Verharren in einer Position, dass den Körper beeinträchtigt.

Erinnere dich mal an das letzte Mal zurück, dass du im Flugzeug saßt. Eingequetscht in die engen Fliegersitze, mit kaum Bewegungsspielraum. Da lassen die Verspannungen nicht lange auf sich warten.
Erinnerst du dich aber noch an die Zeit, als du ein Kind warst und noch beweglicher warst? Du konntest dich damals im Schneidersitz hinsetzen, dann ein Bein über das andere legen und noch weitere Sitzwechsel durchführen. Und Rückenschmerzen hast du mit Sicherheit nicht bekommen.

Lösung: Für unseren Körper ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben. Das gilt auch im Sitzen.Auch gerades Sitzen ist deshalb keine Lösung. Wenn du den ganzen Tag gerade in deinem Bürostuhl sitzt, garantiere ich dir, dass du trotzdem Verspannungen haben wirst. Wechselnde Sitzpositionen bedeuten veränderte Beckenstellungen. Also auch unterschiedliche Zugkräfte auf das Gewebe, die dich mobil halten.

Mythos 2 – Schwache Muskeln müssen gestärkt und kurze Muskeln müssen gedehnt werden.

Ein Mythos, der sich sehr wacker hält. Durchschnittliche Trainer erklären das Phänomen so:

Die Ursache eines Hohlkreuzes ist eine schwache Po Muskulatur, durch die sich das Becken nach vorne neigt. Der Gesäßmuskel muss also gestärkt werden. Außerdem wird der Hüftbeuger verkürzt, der das Becken dann noch weiter nach vorne zieht. Der Hüftbeuger muss also gedehnt werden. Dazu kommt, dass die Bauchmuskulatur zu schwach ist. Diese muss also unbedingt trainiert werden. „

Klingt logisch, oder? 

In diesem Erklärungsmuster steckt aber nur die halbe Wahrheit. Es ist in jedem Falle eine gute Idee zu dehnen und die Muskulatur zu kräftigen. Nur wird mit dieser Methode in den seltensten Fällen die Körperhaltung verbessert.

Dafür braucht es nämlich vor allem zwei Dinge. Ein Verständnis darüber, wie sich eine richtige Körperhaltung anfühlt und eine durchgehende Aktivität der Tiefenmuskulatur. Das Training einzelner Muskelgruppen wird nur dann etwas für die Körperhaltung nützen, wenn du gleichzeitig in der Lage bist, alle Muskelgruppen bei alltäglichen Bewegungen in Einklang miteinander zu bringen. 

Eine kleine Übung kann dir dabei helfen, deine Körperspannung auch im Alltag zu kontrollieren und dadurch deine Körperhaltung langfristig zu verbessern.Lege dich dafür mit aufgestellten Beinen auf den Boden. Spanne dann deine Gesäß- und Bauchmuskulatur zu 100% an.Danach spannst du beides nur noch zu 50% an und im Anschluss reduzierst du die Spannung auf 25%.Diese 25% sollten die Grundspannung sein, die du im Alltag immer wieder versuchst einzunehmen. 

Mythos 3 – Durch regelmäßiges Training wird deine Körperhaltung besser

An und für sich ist Training natürlich super wichtig, um die Körperhaltung zu verbessern. Leider verhält es sich mit dem Körper aber so, dass er sich, ähnlich wie Strom, immer den leichtesten Weg sucht. Das bedeutet, dass durch eine schlechte Körperhaltung auch im Training unvorteilhafte Bewegungsmuster entstehen. Wird dann zusätzlich noch mit hohen Gewichten trainiert, kann das sogar zu Verschlimmerungen führen. Zum einen bei der Körperhaltung selbst. Zum anderen können ungünstige Bewegungsmuster zu weiteren Verletzungen aufgrund einer schlechten Statik führen. Häufig kommen dann zu einer schlechten Haltung noch echte Schmerzen zum Beispiel im Unterrücken, den Schultern und in den Knien dazu. 

Deshalb ist es wichtig, dass du zuallererst ein Gefühl dafür bekommst, wo die Schwächen in deiner Haltung sind. Am besten filmst du dich bei deinen Workouts und schaust dir danach an, wie sauber deine Ausführung ist. Dann korrigierst du deine Haltung und erspürst, wie sie sich anfühlen sollte. Dann filmst du dich wieder und wiederholst den Prozess solange, bis du mit deiner Ausführung zufrieden bist oder keine Schmerzen mehr während der Ausführung verspürst.

Im Idealfall holst du dir für ein paar Stunden einen Profi mit an Bord, der dich genau auf deine Fehlhaltungen hinweisen kann und mit dir zusammen einen Plan entwickelt, wie du dauerhaft gesund und vorteilhaft trainieren kannst. 

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Mathis Wagenbach
Mathis ist Haltungsprofi und Personal Trainer. Vor seiner Trainerkarriere arbeitete er als professioneller Tänzer.
Heute hilft er seinen Klienten dabei, Bewegungen optimal auszuführen und dauerhafte Erfolge im Training zu erzielen. 
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